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Friedrich I., ab 1701 König in Preußen, ließ 1688 die Friedrichstadt als eine Vorstadt außerhalb des alten Stadtkerns anlegen. Friedrich Wilhelm I. erweiterte sie bis zum Halleschen Tor. Er baute eine Stadtmauer mit 14 Toren um die Königliche Residenz Berlin. Hinter der Stadtmauer entstanden drei repräsentative Plätze, die zunächst nach ihren Grundrissen benannt wurden: Im Westen das Viereck, auch Karree (der heutige Pariser Platz), und das achteckige Oktogon (heute: Leipziger Platz) und im Süden das Rondell (heute: Mehringplatz), als dessen städtebauliches Vorbild die Piazza del Popolo in Rom diente. Die drei großen Nord-Süd-Verbindungen der Friedrichstadt – mit der Friedrichstraße als Hauptachse in der Mitte, westlich davon die Wilhelmstraße und östlich die Lindenstraße – wurden als Dreistrahl auf dem Rondell zusammengeführt. Über die Plätze hinter den Toren wurden Menschen und Waren in die verschiedenen Stadtteile weitergeleitet. 1806 zogen Am Halleschen Tor die Besatzungstruppen Napoleons in die Stadt ein, hier verließen sie die Stadt im Jahr 1813 wieder. Ab dem 19. Jahrhundert entwickelte sich die Gegend immer mehr zu einer gutbürgerlichen Wohngegend. Mitte des 19. Jahrhunderts beherrschten prunkvolle vier- bis fünfgeschossige klassizistische Bauten das Bild.
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Der nahegelegene Belle-Alliance-Platz bot großbürgerlichen Wohnkomfort und eine gepflegte Umgebung. Nach und nach schmückten Skulpturen die Anlage. 1843 wurde die uns heute noch erhalten gebliebene 19 m hohe Friedenssäule mit der Statue der Siegesgöttin Viktoria aufgestellt. 1870 wurde die Stadtmauer und somit auch das antike Hallesche Tor abgerissen, die Ortsbezeichnung wurde aber beibehalten. Seit 1902 fährt die U-Bahn am Bahnhof Hallesches Tor. Die neuen Verkehrsmittel wie Busse und Straßenbahnen verdrängten die Fußgängerzonen und die Wochenmärkte.
Aufgrund seine auffälligen runden Struktur wurde der Platz am Mehringplatz im Zweiten Weltkrieg zum Ziel für Bombenangriffe. Nach dem Ende des Krieges wurde er als „total zerstört“ eingestuft.
Um den Platz neu zu bebauen, wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, den der Architekt Hans Scharoun 1959/1962 gewann. Für Scharoun spielte die Gestaltung des sozialen Lebensraums eine entscheidende Rolle, er propagierte die „bewohnbare Stadtlandschaft“, eine „anstelle von Straße und Straßenbild parkähnliche Grünlandschaft, in die sich die zum Block vereinten Wohnzellen hineinlagern“. Im Jahr 1968 übernahm der Architekt Werner Düttmann die Arbeiten am Mehringplatz von seinem Lehrer Scharoun, der 1972 starb. Die stadtplanerischen Vorgaben hatten sich inzwischen grundlegend gewandelt. Der Platz sollte nun ein verdichtetes Wohngebiet nach den Maßgaben des sozialen Wohnungsbaus werden. Zwei konzentrische Ringe von Wohngebäuden mit vier und sechs Stockwerken umschließen den Platz, der als reine Fußgängerzone gestaltet wurde. Zur Abschirmung gegen die damals geplante Bundesautobahn A16 war die Randbebauung höher. Zu ihr gehören eine Reihe von Ergänzungsbauten: Ein ehemals landeseigenes Seniorenwohnhaus und westlich das AOK –Gebäude. Aktuell prägen „Neubauprojekte“, Wohnhäuser für sozial benachteiligte Menschen und Hochhäuser das Quartier Südliche Friedrichstadt und auch den Mehringplatz mit seiner unmittelbaren Umgebung.
Bild links: Von scan Jwnabd - Kurt Grobecker: Alt-Berlin: vom Hinterhof zur Kaisergalerie. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1979.dort angegebene Quelle : Illustrirte Zeitung. Leipzig, Jahrgänge 1844 bis 1880., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=391806
Foto rechts: Von Willy Pragher, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36741737